In der Coronakrise lesen? Ich habe Verleger gebeten, ihre persönlichen Tipps zu senden – was sollte man sich jetzt, wenn genug Zeit zum Lesen ist, unbedingt mal zu Gemüte führen?
Bernd Schuchter vom Limbus Verlag empfiehlt uns: Henry David Thoreaus Essay Leben ohne Grundsätze
„Ich empfehlenachdrücklich, gerade in diesen Zeiten, Henry David Thoreaus Essay Leben ohne Grundsätze. Man hat ja derzeit das Gefühl, dass die meisten Menschen so willig ihre Grundrechte aufgeben, um nur ja alles richtig zu machen. Die Leute sind brav und gehorsam, ansonsten beschäftigen sie sich mit ihrer eigenen Befindlichkeit und der Frage, was sie heute oder morgen kochen und essen werden. Das ist zu wenig.
Die Limbus Preziosen versammeln zeitlose Texte berühmter Autor*innen, die bisher eher unbekannt sind oder noch nie auf Deutsch veröffentlicht wurden, wie etwa John Borroughs’ Essays Von der Kunst, Dinge zu sehen. Es sind schön gestaltete, sorgfältig edierte Texte zum Neben-die-Kasse-Legen, zum wohlfeilen Preis und natürlich mit Lesebändchen. Sie sind eine Leseaufforderung, die bewusst niederschwellig gehalten ist, denn die Bändchen liest man als versierter Leser in einer Stunde durch. Es ist was Schönes für den Kopf und für die Fingerspitzen und ja, man soll das restliche Werk des Autors auch lesen, so es gefällt.
(Das Foto entstand vor dem wunderbaren Porträt von Hubert Flattinger, der mich als Der Verzweifelte gemalt hat, wie einst Gustave Courbet sein Bild genannt hat. Hubert Flattinger nennt sein Bild schlicht Das Manuskript und damit spricht er mir aus der Seele, sowohl als Schriftsteller als auch als Verleger. Man darf aber dabei nie vergessen: Kunst ist immer auch Spiel, das kann man auch bei Gadamer nachlesen; und sie darf auch Spaß machen …)“